Frankreich stoppt Legalisierung von Online-Casinos
### Das Wichtigste in Kürze
– Frankreich hat Pläne zur Legalisierung von Online-Casinos vorerst auf Eis gelegt.
– Gründe sind Widerstand von landbasierten Casinos und Bedenken bezüglich Spielsucht.
– Rund drei Millionen Franzosen spielen trotz Verbot auf Offshore-Plattformen.
– Eine Legalisierung könnte jährlich etwa 1 Milliarde Euro an Steuereinnahmen generieren.
– Landbasierte Casinos befürchten Umsatzeinbußen und Arbeitsplatzverluste.
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Hintergrund: Frankreichs strikte Regulierung des Glücksspiels
Frankreich gehört zu den wenigen EU-Ländern, die Online-Casinos vollständig verbieten. Neben Frankreich ist nur Zypern ähnlich restriktiv. Historisch gesehen favorisiert das Land landbasierte Casinos, die ursprünglich nur in touristischen Gebieten erlaubt waren. Eine Gesetzesänderung von 1919 verbot zudem Casinos im Umkreis von 100 Kilometern um Paris. Diese Regelung wurde später gelockert, aber die Regulierung blieb streng.
Während andere Formen des Glücksspiels, wie die staatlich regulierte Loto und der Pari Mutuel Urbain (PMU), bereits Online-Dienste anbieten, bleibt das Online-Casino-Segment unerschlossen. Dennoch spielen Millionen Franzosen auf ausländischen Plattformen, was den Druck auf die Regierung erhöht, den Markt zu regulieren.
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Warum die Legalisierung vorerst gestoppt wurde
Die französische Regierung plante, Online-Casinos per Dekret zu legalisieren, um Einnahmen zu steigern und die Kontrolle über den Markt zu verbessern. Laut der Autorité Nationale des Jeux (ANJ) könnten durch eine Regulierung jährlich rund 1 Milliarde Euro an Steuern generiert werden. Diese Mittel könnten unter anderem genutzt werden, um Spielsucht besser zu bekämpfen und Spieler zu schützen.
Allerdings stieß der Vorschlag auf erheblichen Widerstand. Die Interessenvertretung Casinos de France warnte, dass eine Legalisierung die Einnahmen landbasierter Casinos um 20–30 % reduzieren könnte. Dies könnte zur Schließung von bis zu einem Drittel der 200 landbasierten Casinos führen, was etwa 15.000 Arbeitsplätze gefährden würde. Zudem forderte die Gruppe, dass Lizenzen für Online-Casinos ausschließlich an bestehende physische Casino-Betreiber vergeben werden sollten, um die Auswirkungen zu minimieren.
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Die wirtschaftliche Bedeutung landbasierter Casinos
Im Jahr 2023 erzielten Frankreichs landbasierte Casinos Einnahmen von 2,7 Milliarden Euro vor Steuern. Diese machen einen bedeutenden Teil der insgesamt 13,4 Milliarden Euro aus, die durch legale Glücksspielaktivitäten im Land generiert wurden. Neben den Casinos tragen auch die Loto und der PMU erheblich zur Wirtschaft bei.
Die französische Loto, die auch Online-Dienste anbietet, verarbeitete im vergangenen Jahr Einsätze in Höhe von 21 Milliarden Euro. Davon flossen 4,2 Milliarden Euro in Steuern und soziale Projekte. Der PMU, der seit 2010 Online-Wetten und Poker anbietet, erzielte einen Nettogewinn von 800 Millionen Euro, der in die Pferderennindustrie reinvestiert wurde.
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Wie geht es weiter?
Die Regierung hat angekündigt, den Vorschlag zur Legalisierung von Online-Casinos weiter zu prüfen und dabei die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen. Ziel ist es, einen Kompromiss zu finden, der sowohl den Schutz der Spieler als auch die wirtschaftlichen Interessen der landbasierten Casinos berücksichtigt. Ein Zeitrahmen für die Überarbeitung des Gesetzes wurde jedoch nicht genannt.
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Unsere Einschätzung
Die vorläufige Zurückhaltung Frankreichs bei der Legalisierung von Online-Casinos zeigt die Komplexität des Themas. Einerseits könnten regulierte Online-Casinos erhebliche Steuereinnahmen generieren und den Spielerschutz verbessern. Andererseits stehen die Interessen der landbasierten Casinos und die Sorge um Arbeitsplatzverluste im Vordergrund.
Ein möglicher Kompromiss könnte darin bestehen, Lizenzen zunächst nur an Betreiber physischer Casinos zu vergeben, um die Auswirkungen auf bestehende Einrichtungen zu minimieren. Langfristig wird Frankreich jedoch kaum umhinkommen, den Online-Casino-Markt zu regulieren, da die Nachfrage der Spieler und der Wettbewerb mit Offshore-Plattformen weiter steigen.