Frankreich stoppt Online-Casinos trotz 1 Mia. Steuern
tl;dr: Frankreich hat die Pläne zur Legalisierung von Online-Casinos vorerst auf Eis gelegt. Grund dafür sind Widerstände von landbasierten Casinos und Bedenken hinsichtlich Spielsucht. Die Regierung will nun weitere Konsultationen durchführen, obwohl die Legalisierung potenziell bedeutende Steuereinnahmen generieren könnte.
Hintergrund der Debatte: Online-Casinos in Frankreich
Frankreich gehört zusammen mit Zypern zu den wenigen Ländern der EU, die Online-Casinos vollständig verbieten. Trotz dieses Verbots haben rund drei Millionen Franzosen im Jahr 2023 laut der nationalen Glücksspielbehörde Autorité Nationale des Jeux (ANJ) auf Offshore-Plattformen gespielt. Die Regierung schätzt, dass eine Legalisierung jährlich bis zu 1 Milliarde Euro an Steuereinnahmen generieren könnte. Zudem könnten strengere Kontrollen eingeführt werden, um Spielsucht besser zu bekämpfen.
Widerstand von landbasierten Casinos
Die landbasierten Casinos Frankreichs zeigen sich jedoch wenig begeistert. Die Gruppe Casinos de France, die rund 200 Casinos im Land vertritt, befürchtet erhebliche Umsatzeinbussen zwischen 20 % und 30 %. Diese Verluste könnten zur Schliessung eines Drittels der Standorte führen, was etwa 15’000 Arbeitsplätze gefährden würde. Die Gruppe schlägt vor, dass Online-Lizenzen ausschliesslich an bestehende physische Casino-Betreiber vergeben werden sollten, um den Schaden zu begrenzen.
Wirtschaftliche Bedeutung der physischen Glücksspielbranche
Die landbasierten Casinos generierten im Jahr 2023 Einnahmen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro vor Steuern. Insgesamt brachte der legale Glücksspielmarkt Frankreichs 13,4 Milliarden Euro ein. Zu den weiteren Glücksspieloptionen gehören der staatlich regulierte Pari Mutuel Urbain (PMU), der sich auf Pferderennen konzentriert, sowie die französische Loto, die auch online verfügbar ist. Die Loto verzeichnete im letzten Jahr Einsätze von 21 Milliarden Euro, von denen 4,2 Milliarden Euro an Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abgeführt wurden.
Historische Einschränkungen und langsamere Öffnung
Frankreichs Glücksspielregulierungen haben traditionell physische Casinos bevorzugt. Ursprünglich durften Casinos nur in Touristenstädten und Kurorten betrieben werden, und ein Gesetz von 1919 verbot deren Betrieb im Umkreis von 100 Kilometern um Paris. Diese Regelung wurde zwar gelockert, doch die Kontrolle über das Glücksspiel blieb streng. Erst in den letzten Jahren wurden einige Online-Angebote eingeführt, darunter Online-Wetten und Poker durch den PMU im Jahr 2010.
Die nächsten Schritte
Die Regierung plant nun, die Konsultationen fortzusetzen, bevor ein neuer Anlauf zur Legalisierung unternommen wird. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die sowohl den wirtschaftlichen Nutzen maximiert als auch die sozialen Risiken minimiert. Dabei wird auch geprüft, wie eine mögliche Integration von Online-Casinos in die bestehende Glücksspiellandschaft aussehen könnte.
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Unsere Einschätzung
Die Diskussion in Frankreich zeigt die Herausforderungen, vor denen viele Länder bei der Legalisierung von Online-Casinos stehen. Einerseits locken hohe Steuereinnahmen und bessere Kontrollmöglichkeiten. Andererseits gibt es legitime Bedenken von etablierten Branchenakteuren und im Bereich der Spielsuchtprävention. Es bleibt abzuwarten, ob Frankreich einen Kompromiss findet, der sowohl wirtschaftliche als auch soziale Interessen berücksichtigt.
Quellen: Autorité Nationale des Jeux, Casinos de France, diverse Glücksspielberichte